Auf zu neuen aventurischen Online-Welten
Seit ich DSA als P&P-Rollenspiel angefangen habe zu zocken, gab es auch schon den Gedanken es irgendwann auch mal gemeinsam virtuell mit meinen Kumpanen aus der Tischrunde zu spielen. Die Ankündigung von „Drakensang: Online“ brachte einen Funken Hoffnung in diesen Kindheitstraum, doch wurde er jäh erstickt, als dann klar war, dass die DSA-Lizenz nicht mehr Teil der Drakensang-Welt sein würde. Umso überraschter war ich, als es dann hieß, dass mit „Herokon“ es doch noch ein waschechtes DSA-Spiel im Online-Gewand geben sollte. Bisher hatte ich nie die Zeit mir die schon länger spielbare Beta genauer anzusehen. Nun war es soweit und ich möchte euch meine Erfahrungen nicht vorenthalten.
DSA goes online – Cyberaventurien für Dich und mich
Silver Style Studios „Herokon“ ist genau wie „Drakensang ein Online-Rollenspiel auf Flashbasis und soll der Branche entsprechend nicht nur alte DSA-Haudegen, wie mich, ansprechen sondern auch vieles für Neulinge und Quereinsteiger bereithalten. So wurde zwar das umfangreiche Regelwerk der aktuellen P&P-Edition 4.1 in vielen Bereichen umgesetzt, doch gibt es auch einen vereinfachten Einstieg für komplett DSA-Unerfahrene, bei denen entweder ein komplett vorgefertigter Held ausgesucht oder nur grob Rasse und Profession gewählt werden. Dabei gibt es in der bisherigen Beta die Rassen Menschen, Elfen und Zwerge, sowie die Professionen Kämpfer (nah oder fern), Magier und Streuner. Mit jeder Rasse und Profession kommt es zu Unterschieden bei den Basiswerten und Talenten mit denen ihr euch durch die Quests und letzten Endes auch durch Aventurien klicken werdet.
Haste mal ne Quest für mich? Und was passiert eigentlich, wenn ich tot umfall?
Und da wären wir auch schon bei dem, was Kern- und Knackpunkt von „Herokon“ ist. Es sind natürlich die Quests. Der Einstieg wird mit charmanten Videos versüßt, bei denen ihr sowohl ein visuelles Tutorial zur Einführung erhaltet, als auch sehen könnt, wie eine Kutsche überfallen wird und dabei ein paar Kinder sich mächtig erschrecken. Ihr könnt, als frischer Held, natürlich die armen Sprösslinge nicht einfach den blutrünstigen Goblins überlassen und greift somit das allererste mal zur Heldenwaffe. Schnell löst ihr das Problem, findet, da die Eltern der beiden Kinder es leider nicht überlebten, die große Schwester und geht mit ihnen allen zusammen nach Greifenfurt, um euch da erst mal eine Belohnung und… ihr vermutet es wahrscheinlich schon… weitere Quests abzuholen.
Das Prinzip ist also klassisch. Erfülle die Quests, klicke die Gegner tot und nutze geschickt Deine Items und Talente und anderen Fähigkeiten, wie Zauber oder Sonderfertigkeiten um zu obsiegen. Mit jeder erfüllten Quest bekommt ihr meist Gold und einige Erfahrungspunkte, mit denen ihr dann die Basiswerte, wie Mut, Körperkraft, Klugheit usw., sowie Talente und Zauber steigern könnt. Wagt ihr euch einmal an ein zu großes Abenteuer und sterbt, so seid ihr natürlich nicht wirklich tot, sondern brecht zusammen und müsst für eine gewisse Zeit warten, bis ihr euch wieder in der Nähe eures Niedergangs vom Boden aufrappelt. Hier kommt erstmals auch der Shop zur Geltung, mit einem speziellen im Shop erhältlichen Item könnt ihr auch gleich wieder erwachen und euch wieder in den Kampf stürzen. Macht ihr es, wie ich und wartet erst einmal ohne Shop-Item die runter laufende Zeit ab, so sind eure Schicksalspunkte für einen gewissen Zeitraum gesperrt, danach könnte ihr aber wieder munter weiter schnetzeln. Und wofür die Schicksalspunkte gut sind, das erkläre ich euch jetzt.
Schicksalspunkte…was war das noch mal gleich?
Schicksalspunkte sind im klassischen DSA-P&P eigentlich Punkte die der Meister/Spielleiter Helden für besonderes herausragende Taten zukommen lässt. Für den Spieler sind sie dann im Spiel frei einsetzbar, wenn er zum Beispiel einen Würfelwurf oder eine Talentprobe wiederholen möchte oder auch einfach bei einer bestimmten Situation, die in der Hand des Schicksals (und damit des Meisters) liegt, Einfluss zu nehmen. Die genauen Regeln zu den Schicksalspunkten sind, wie so häufig etwas komplexer, aber die Beschreibung von mir, sollte erst einmal hinreichend genug sein. In der Beta von „Herokon“ werden Schicksalspunkte zumindest vorläufig noch etwas anders gehandhabt. Auch wenn eine werkgetreue Umsetzung von den Schicksalspunkten wohl für ein DSA-Online-MMO nicht wirklich sinnvoll erscheint, haben sich die Silver Style Studios dafür entschieden, zumindest die Bezeichnung zu verwenden, auch wenn sie völlig andere Funktionen hat. So sind die Schicksalspunkte ein Multiplikator für die Abenteuerpunkte, mit denen ihr eure Werte steigert, wenn ihr offline seid. Für jede 2 Stunden, die ihr von „Herokon“ fern bleibt, bekommt ihr 1 SP (Schicksalspunkt) und jeder SP verdoppelt praktisch eure AP (Abenteuerpunkte). So soll für Spieler, die weniger Zeit haben ein Ausgleichsmechanismus geschaffen werden, der jedoch auf maximal 100 AP gedeckelt ist, damit es auch keiner übertreibt. Des Weiteren sind Schicksalspunkte durch die Anwendung göttlicher Segen zu bekommen, hierbei gibt es ganze 10 SP und wie bereits erwähnt, wirken die SP für eine gewisse Weile nicht, nachdem ihr K.O. gegangen seid.
Sieht doch ganz schmuck aus und hört sich lauschig an…
Die Grafik von Herokon ist durchaus als hübsch, aber nicht als atemberaubend zu bezeichnen. Leider fehlen mir hier Vergleiche, da ich sonst keine Online-Rollenspiele zocke und mich einzig der anfangs erwähnte Traum aus Kindheitstagen gelockt hatte. Dennoch bin ich aber zufrieden. Die handgezeichneten Hintergründe treffen eine schöne Stimmung und bilden eine angenehme Symbiose mit der liebevoll komponierten Musik. Es ist einfach schön durch Greifenfurt zu laufen, im Bordell „Wintertraum“ von dem aus „Das Jahr des Greifen“ bekannten Lancorian etwas über Magie zu lernen und das etwas anrüchige Flair zu schmecken. Leider funktioniert es in der Beta bisher noch nicht mit anderen Spielern in einer Gruppe gemeinsam Quests zu bestreiten, doch dieses Feature ist dann natürlich für die Vollversion angedacht. Auch an die Grenzen der Online-DSA-Welt von „Herokon“ haben die Entwickler gedacht und so sind ebenfalls ein Editor für eigene Maps und auch Quests in Planung.
Eine Beta ist nun mal keine Vollversion
Die Quest sind nicht vertont und laufen über Textboxen ab. Für wenig lesefreudige Spieler mag das nicht so erfreulich sein, wer sich aber die Mühe macht die auch mal etwas längeren Texte im Stile der alten „Baldur’s Gate“-Spiele durchzulesen, bekommt wirklich stimmungsvolle und auch mal amüsante Textpassagen geliefert, die sich schön in das Gesamtpaket „Herokon“ einfügen. Doch bei all dem Lob seien natürlich auch nicht die Schwächen vergessen. So laufen angriffslustige Goblins auch einfach mal an meinem Helden vorbei, um dann nach orientierungslos durch die Gegend zu irren. Dies kommt nicht ständig vor, sorgt aber ab und an für einige unfreiwillig komische Momente. Als ich „Herokon“ das erste mal antestete, startete ich es noch mit dem Browser „Opera“. Dort hatte ich einige Probleme Questgeber und wichtige NSC’s anzusprechen, teilweise sogar die Stadt zu verlassen um einer vorgegebenen Quest zu verfolgen. Als ich es dann über den Browser „Chrome“ versuchen wollte, hat mit einem mal meine Anmeldung nicht mehr funktioniert. In Opera klappte sie jedoch einwandfrei. Also habe ich mir einen neuen Account bei „Chrome“ gemacht und gut war. Keine Probleme mit dem Verlassen der Stadt und ansprechen von NSCs und auch der Login klappte endlich. Dennoch wunderte es mich, dass „Herokon“ mit Opera Probleme zu haben scheint.
Und was ich abschließend noch sagen wollte…
Ich habe also ein Spiel in der Beta-Phase gesehen, dass noch einige Kinderkrankheiten erkennen lässt, wenn ich meine rosarote Kindheitstraumbrille mal absetze. Doch ehrlich gesagt lasse ich sie lieber auf und freue mich darauf endlich online Aventurien erkunden zu können. Zwar sind gerade Dinge, wie die Individualisierung vom eigenen Heldenbildchen noch etwas arg karg gestaltet, sodass sich einige männliche Kriegerhelden sehr ähnlich sehen dürften, dennoch dringt durch die ein oder andere Quest, den ein oder anderen gezeichneten Hintergrund und auch durch die ein oder andere schwelgerische Melodie der Hintergrundmusik ein wunderschönes Feeling, was zu packenden Abenteuern in Online-Aventurien einlädt. Gerade unter dem Aspekt, dass neben Greifenfurt, Baliho und Trallop noch viele weitere Regionen hinzukommen sollen, bin ich sehr gespannt und werde mich in den nächsten Tagen wohl mal öfter in der Beta von „Herokon“ verlieren.
In dem Sinne
Euer hangingtree
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