Düstere Action, Baby!
Kaum ein DSA-Spiel hat es so schwer wie Demonicon. Es ist ja auch nicht verwunderlich, wirkte es doch anfangs so, als wolle da jemand großspurig Diablo, von Action-RPG-Thron kicken, wonach die Insolvenz nicht lange auf sich warten ließ. Was da en Detail im Hintergrund ablief, wissen wohl nur die Beteiligten alleine. Doch hat sich ein kleines, neu gegründetes Programmierstudio in der deutschen Hauptstadt zur Aufgabe gemacht, die Scherben Demonicons aufzufegen, zu gucken, was davon noch brauchbar ist und am Ende ein Spiel zu haben, dass Aventurien über den Monitor flimmern lässt, wie es bisher noch nie jemand erlebt hat: Düster, fern vom „Die-Zwölfen-Zum-Gruße“-Kitsch, den ich zugegebenermaßen über alles liebe und auch abgerückt von rundenbasierten Kämpfen – bei Demonicon wird in Echtzeit mit Combos geschnetzelt und gekämpft, was das Zeug hält. Aber wieso hat es Demonicon so schwer eine Begeisterung oder gar Euphorie bei der Fangemeinde zu erzeugen, hier der Versuch einer Erklärung…
Schwerer Einstieg, geringe Informationsdichte und lahme Screens
Es gibt diese Spiele, bei denen würdest Du, wenn Du die Screens nur in einer Zeitschrift siehst, denken, was ist das für ein detailarmer Dreck. Die Texturen sind matschig und verwaschen, die Optik scheint „Polygonarmut“ zu schreien und die Gegner sehen aus, wie eine wenig aufgehübschte Version des Schläfers aus „Gothic 1“… Ja, es gibt solche Spiele und sie machen trotzdem Spaß und das Absonderliche ist, sie machen gerade wegen ihrer altbackenen Machart Freude. Die Spiele von Pyranha Bytes sind dafür ein gutes Beispiel. Seit Jahren hinken Sie sowohl grafisch, als auch von der Qualität der Quests her, Genre-Größen wie der Elders-Scroll-Reihe oder auch „The Witcher“ hinterher und dennoch, werden ihre Spiele (von meiner Seite alle bis auf „Gothic 3“)gerade wegen ihrer Ecken und Kanten geschätzt und geliebt. Nun mag „Demonicon“ für viele ebenfalls etwas altmodisch wirken. Der Einstieg war mit dem Programmierteam-Wechsel und er Insolvenz alles andere als glücklich, die Dichte der News und die Nähe zur Fangemeinde könnte auch etwas näher sein und die bisherigen Screens sind zwar nicht schlecht, aber man hat durchaus schon welche gesehen, die mehr beeindrucken. Weswegen hält der Kolumnist also an diesem scheinbar schwer zugänglichen DSA-Spiel fest? Wieso erwähnt er immer wieder, dass er sich darauf freut und darin durchaus Potenzial sieht?
Demonicon spielt sich anders, als es wirkt
So wie es dasteht, so ist es letztendlich auch. Es lässt sich schwer beschreiben, aber die Geschichte um Kairon, seine Schwester und die morbide Stimmung im heruntergekommenen Warunk treffen einfach den Nerv, des Weiterspielen Wollens. Es macht Spaß Kombos in DSA-Manier hinzulegen und zusammen mit Cairon ein Stück Aventurien erklärt zu bekommen. Oder anders gesagt: Story und Action gehen sehr gut ineinander über, auch, wenn Grafik und Animationen nach bisherigen Stand woanders schon hübscher und aufregender zu begutachten war. Es ist auch – zugegebenermaßen – ein stückweit das Leuchten in den Augen der Jungs von Noumena. Sie gehen mit viel Begeisterung ans Werk und sind sich vieler aventurischer Stolperfallen bewusst. Es ist schade, dass „Demonicon“ es so schwer hat, aber da das Spiel sowohl für PC, als auch für diverse Konsolen ausgelegt sein wird, könnte die DSA-Fangemeinde gar nicht der entscheidende Funke sein, der darüber bestimmt ob aus „Demonicon“ ein bombastischer Erfolg wird. Das Spiel ist für den großen Markt ausgelegt und könnte von vielen als Action-RPG mit etwas mehr Plot durchaus seine Nische finden. Der Kolumnist wünscht, wie so häufig nur das Beste.
In dem Sinne
Euer Hangingtree
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